"Animated Table of Four"

Wie können wir Gespräche führen,
in denen sich jede Person abwechselt,
um sich von den anderen Menschen
gehört und bereichert zu fühlen?

Was ist ein Table of Four (ToF)?

ToF-Broschüre - PDF

Der ToF ist eine Methode, um eine Frage oder ein Problem zusammen mit anderen tiefergehender zu besprechen und neue Möglichkeiten zu entdecken, mit deinem Thema umzugehen.

Du verabredest dich als Vierergruppe. Vorher hat jede/r schon darüber nachgedacht, welche Frage er/sie behandeln will. Werft eine Münze, um zu bestimmen, wer anfängt. Stell dir vor, Anna beginnt. Sie erzählt den anderen dreien ihre Geschichte hinter ihrem Problem. In diesem Moment hat nur Anna das Wort, die anderen drei hören zu.

Wenn Anna äußert, dass sie mit der Erklärung fertig ist, dürfen die anderen drei Personen abwechselnd auf die Frage oder das Problem reagieren. Wenn zum Beispiel Dirk beginnt zu reagieren, hören die anderen drei weiterhin zu. Niemand unterbricht die anderen. Wenn Dirk sagt, dass er fertig ist, ist die nächste Person an der Reihe.

Am Ende haben also drei Personen Vorschläge gemacht. Anna kann selber aussuchen, welche Anregungen sie annimmt oder mit welchen sie weitermachen möchte. Das ist das Praktische an diesem Konzept: Anna kann selbst das herausfiltern, was sie anspricht.   

Mit anderen Worten, Table of Four ist eine Methode,

  1. um dich von anderen gehört und gesehen zu fühlen in einer für dich wichtigen Frage und der Geschichte dahinter.
     
  2. um dir dann von den Zuhörerenden Anregungen anzuhören, wie du deine Frage genauer stellen kannst, wie du mit deiner Fragestellung anders umgehen könntest oder ob du dein Erlebnis auch anders betrachten könntest.

      Darum gibt es innerhalb des ToF die folgenden Rollen:

  • Eine Person steht im Mittelpunkt, bestimmt das Thema und ist damit der/die Sprecher/in;
  • Die anderen haben die Rolle aktive Zuhörerin/aktiver Zuhörer und sind mit einer offenen, akzeptierenden Aufmerksamkeit dabei.

Danach kommt die nächste Person als Sprecher/in an die Reihe. Danach die folgende, usw. Damit jede/r Teilnehmende/r       die Gelegenheit bekommt, ihr/sein Thema zur Sprache zu bringen, besteht ein ToF aus maximal vier Personen.
 

Was ist der Unterschied zwischen einem Table of Four und einem Gespräch im Alltag?

Viele Menschen erfahren alltägliche Gespräche als wichtigen und schönen Teil des Lebens. Sich unterhalten gibt ihnen oft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Manchmal können Alltagsgespräche Gemeinsamkeiten mit einem ToF haben, aber oft bestehen auch wichtige Unterschiede. Diese werden im Folgenden erklärt.

Während eines ToF erhält jede/r Teilnehmende/r die Zeit und Gelegenheit, ihr oder sein Thema anzubringen.
Das liegt dem ToF zugrunde.
In Alltagsgesprächen stimmen Menschen sich mehr oder weniger auf einander ab, was Gesprächsthemen angeht. Das Gespräch dreht sich dann meistens um den kleinsten gemeinsamen Nenner: Das Wetter, Freundschaften, Familie, Arbeit und die neuesten Nachrichten. Es passiert auch oft, dass jemand anders einen Teil deiner Erzählung aufgreift, um ihre/seine eigene Geschichte zu erzählen. Worin es manchmal um etwas ganz anderes geht, als dir wichtig ist.
Während eines ToF geht es in erster Linie um aktives Zuhören: Der/Die Sprecher/in fühlt sich von den anderen gehört und verstanden.
Beim aktiven Zuhören überprüft der/die Zuhörer/in gezielt, ob er/sie die Erzählung nach Inhalt und Gefühlslage verstanden hat. Sobald du dich als Sprecher/in gehört und verstanden fühlst, spürst du oft mehr Raum in dir und kannst besser aufnehmen, was andere dir sagen. Das Verstehen der Sprecherin/des Sprechers erhöht außerdem die Chance, dass die Vorschläge der anderen gut zu dem passen, was du als Sprecher/in gesagt hast.
Im Alltag passiert es regelmäßig, dass Zuhörende sich schon überlegen, wie sie gleich reagieren werden, während jemand noch am Wort ist. Oder sie warten nur auf die Chance, sich selbst reden zu hören. Dadurch hören sie häufig nicht wirklich zu.
Ein ToF vergrößert die Möglichkeit, neue Ideen zu bekommen und damit mit deinem Thema weiterzukommen.
Wenn der/die Sprecher/in sich gehört fühlt, vor allem wenn er/sie auch Fragen stellt wie „Wie kann ich…?“, ist die Chance auf neue, relevante Anregungen viel größer.
In einem Gespräch kann es vorkommen, dass Menschen zu früh und ungebeten, wenn auch gutgemeint, Ratschläge geben. An ihren Ratschlägen merkt man, dass sie dich nicht wirklich verstanden haben. Darum helfen dir diese Ratschläge vielleicht nicht weiter.
In einem ToF geht es um „Und“ Denken statt um „Entweder – Oder“ Denken.
Ein ToF ist so angelegt, dass verschiedene Meinungen nebeneinander bestehen können: „Der/Die Sprecher/in hat seine/ihre Sichtweise. Und man könnte es auch anders sehen.“ Das ist für kreatives Denken notwendig. In der Vergangenheit gab es nebeneinander zwei naturkundliche Theorien, die sich widersprachen: „Licht besteht ausschließlich aus Teilchen“ und „Licht besteht ausschließlich aus Wellen“. Dem  „Entweder-Oder”-Denken zufolge muss das Licht entweder das eine oder das andere sein. Einstein nahm eine zweifache Gestalt des Lichts als „sowohl ein Teilchen als auch eine Welle“ an. Während keine dieser Theorien für sich genommen das Wesen von Licht vollständig erklärt, tun sie dies zusammen wohl. Einsteins Ansatz des „Und“ Denkens führte zu viel kreativer Forschung darüber, wie man diesen Doppelsinn des Lichts eindeutig erklären könnte.    
In einem Gespräch kann jemand etwas so bestimmt behaupten, dass niemand sich traut, etwas anderes zu sagen. Oder im Ton von „Meine Idee ist besser als deine“ oder „Du siehst das falsch. Ich habe Recht“. Vor allem wenn sich andere einmischen und derjenigen Person       zustimmen, die etwas so fest behauptet, kann ein „Lass sie mal reden“-Gefühl entstehen. Dadurch ist die Gefahr groß, dass wichtige Und”-Einblicke     verloren gehen und die Möglichkeit auf kreative Erneuerung verschwindet.
Vertraulichkeit
Beim Aufstellen eines ToF werden oft Vereinbarungen über die Vertraulichkeit getroffen. Manchmal kann es für dich als Sprecher/in wichtig sein, dass andere nicht ohne deine Zustimmung auf deine Geschichte zurückkommen oder sie sogar anderen weitererzählen. So kannst du dich als Sprecher/in sicherer fühlen, frei zu sprechen.
Im täglichen Leben wird Vertraulichkeit in der Regel nicht erwähnt.

 

Was könntest du mit einem Table of Four (ToF) erreichen?

Mit Freunden:

  • Sich gegenseitig bei (Lebens-)Fragen unterstützen
  • Gemeinsame Fragen ansprechen
  • Gleichwertigkeit untereinander fördern: Jede/r bekommt Gelegenheit zum Sprechen
  • Beziehung und Verbundenheit untereinander stärken
  • Soziale Sicherheit erhöhen
  • Corona-Isolation durchbrechen – durch Zoom, Skype, kleine Gruppen zu Hause (soweit es erlaubt ist)…

Für dich selbst:

  • Wenn du mit einem Dilemma oder einem Problem gedanklich festgefahren bist, kann es inspirierend sein, die Perspektive und Vorschläge von anderen zu hören. So entstehen neue Verbindungen im Gehirn, und du kannst dein Gedankenkarussell durchbrechen.
  • Um zu erfahren, wie es ist, dich mit deiner Geschichte gesehen und gehört zu fühlen.

In Organisationen und im Unterricht:

  • Intervision
  • Teams können sich gegenseitig bei ihren Aufgaben unterstützen.     
  • Für Schüler/innen und Student/innen, die einzeln oder zusammen an einer Aufgabe arbeiten, kann diese Methode unterstützend sein, um sich gegenseitig zu inspirieren - vor allem, wenn die Inspiration sich zu verabschieden droht.
  • Lernen eines kreativen Umgangs mit Unterschieden durch „Und”-Denken und aktives Zuhören.

 

Mehr erfahren?

Rezept: Wie organisiert man eine ToF-Gruppe?
Rezept: Wie organisiert man ein ToF-Treffen?